HAWK-Seminar wird Antisemitismus vorgeworfen

 

Neues Gutachten zu Hildesheimer Palästina-Seminar

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Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden, Michael Fürst , HAWK-Präsidentin Christiane Dienel, Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) und der Vorsitzende der Palästinensischen Gemeinde Hannover, Yazid Shammout sprechen über das umstrittene Seminar.

Das Seminar "Die soziale Lage der Jugendlichen in Palästina", das jahrelang an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) angeboten wurde, stand immer wieder in der Kritik. Der Vorwurf: Antisemitismus und Mangel an Wissenschaftlichkeit.

Ende Juli eskalierte der Streit um das Seminar, sogar der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland und das israelische Außenministerium meldeten sich zu Wort. Inzwischen hat die HAWK angekündigt, das Seminar nicht mehr anzubieten. Bei einem Treffen im Wissenschaftsministerium hat heute eine Vierergruppe beschlossen, ein neues Gutachten anzufragen. Die Jüdische und Palästinensische Gemeinden des Landes nahmen an dem Gespräch teil.
Zu der Runde hat die Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) geladen. Die Grenze zwischen Antiisraelismus und Antisemitismus habe eine große Brisanz jenseits der Wissenschaft. Deswegen habe man den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, sowie den Vorsitzenden der Palästinensischen Gemeinde in Hannover, Yazid Shammout eingeladen. An der Viererunde im Ministerium nahm außerdem die Präsidentin der HAWK, Christiane Dienel, teil. Das Seminar müsse neutral und objektiv untersucht werden, sagte Shammout vor dem Treffen NDR.de. Kritik an Israel dürfe nicht unter dem Deckmantel des Antisemitismus verboten werden. Ähnlich äußerte sich auch Michael Fürst: "Nicht alles, was Israel-kritisch ist, ist auch antisemitisch". Die Runde zeigte sich zufrieden mit dem Gespräch. Ziel war, einen geeigneten Gutachter für das Seminar zu finden. Die vier einigten sich darauf, das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin für ein Gutachten anzufragen.
Seminar aussetzen, bis ein objektives Gutachten vorliegt .
Die Gemeinden von Michael Fürst (links) und Yazid Shammout sind seit Jahren befreundet.
Das Gutachten soll, wenn es nach den Wünschen von Wissenschaftsministerin Heinen-Kljajic geht, noch in diesem Jahr erstellt werden. Dabei müsste nicht nur das Unterrichtsmaterial und seine Quellen untersucht werden, sondern auch die didaktische Aufbereitung, so die Ministerin. Das sei in der Form noch nicht geschehen. Auch Michael Fürst äußerte sich zufrieden über die Gesprächsrunde. Den Inhalt des Seminars findet er nicht in Ordnung. Die Beziehungen zwischen Israel und Palästina seien aber ein wichtiges Thema, das an der Hochschule nicht ausgespart werden dürfe. Das Gutachten soll laut Heinen-Kljajic und Fürst auch offenlegen, wie das Thema auf sensiblere Art und Weise zurück auf den Lehrplan gebracht werden kann.
Vorwürfe gegen die Hochschule:
Die Vorwürfe gegen die HAWK häuften sich Ende Juli. Medienberichten zufolge hat ein Sprecher des israelischen Außenministeriums die Hochschule als "Hass-Fabrik" bezeichnet. In der Kritik stehen hauptsächlich die Unterrichtsmaterialien, die in dem Seminar verwendet werden. Jan Riebe, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin, sagte gegenüber der jüdischen Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine", "das Material erweckt nicht einmal den Anschein von Wissenschaftlichkeit". Auch die Religionspädagogin Rebecca Seidler begegnete dem Seminar skeptisch. In dem Material, das zum Teil aus einschlägigen Blogs stamme, sei es um Folter in israelischen Gefängnissen und angeblichen Organdiebstahl durch israelische Soldaten gegangen. Hochschulpräsidentin Dienel wehrte sich gegen die Vorwürfe: "Antisemitismus hat an unserer Hochschule keinen Platz", so Dienel in einer Pressemitteilung. Die Hochschule würde auf allen Ebenen Diskriminierung entgegenwirken. Dennoch hatte die HAWK angekündigt, das Seminar künftig nicht mehr anzubieten.

Hier geht es zum Artikel vom NDR

 

 

 

 

 

 

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